Die Erwartungen von Privatspendern

Sind sich die Fundraiser immer bewusst, welch unterschiedlichen Erwartungen sie im Kontakt mit Spenderinnen und Spendern gegenüberstehen? In einem engagierten Workshop am Swissfundraising-ERFA in Bern wurden diese Erwartungen Ende Februar diskutiert.

Naheliegend ist etwa die Annahme, dass mit den finanziellen Mitteln gut umgegangen wird, dass das Spenderanliegen umgesetzt wird, Etwas bewegt wird und Wirkung hinterlässt. Doch auch Erwartungen wie Mitsprachemöglichkeit, im Kontakt bleiben mit der Organisation, die Wertschätzung, der Dank stehen oben auf der Liste. Viele Spender erwarten, ausgelöst durch ihre Handlung ein gutes Gefühl, gar ein gutes Gewissen. Diese Erwartungshaltung mit entsprechendem Feedback durch die spendenempfangende Organisation zu nähren, kann Teil des Tauschaktes „Gutes Gefühl – Spende“ sein.

Spendenorganisationen stehen, ob klein oder gross, immer wieder vor der Frage des Aufwandes: Was darf die Erfüllung dieser Erwartung kosten? Sicher ist der Dankesbrief mit Kosten verbunden, sicher bedeutet es Aufwand, an der Checkübergabe eines Sponsorenlaufes am anderen Ende des Landes präsent zu sein und die Zusatzleistung ist beachtlich, das Projektreporting für die Spenderinnen und Spender verständlich zu machen.

Ganz am Anfang einer Spenderbeziehung erhält der Spender ein 100 prozentisges Mitspracherecht, nämlich dann, wenn er oder sie entscheidet, JA ich spende und unterstütze dadurch dieses spezifische Anliegen. Ob das die einzige Mitsprache bleibt, inwieweit der Spender weiterhin ernst genommen und in seiner Meinung gefragt ist, hängt stark von der Organisation und ihrer Kultur ab. Mit den modernen Medien und der digitalen Technik ständen eine Vielzahl an Möglichkeiten bereit, dem Spenderkreis Mitsprache einzuräumen und diese Ebene der Partizipation zu fördern.

Die Frage darf gestellt werden, warum das nur von ganz wenigen genutzt wird. Ist es das uneingeschränkte Vertrauen der Spender (….ihr macht das schon gut)? Ist Partizipation einfach zu aufwändig? Ist es Angst vor der Schwarmintelligenz oder vor dem Koordinationsaufwand?

Die Spenderbeziehung baut letztlich auf der Interaktion zwischen Erwartung und Beantwortung derselben auf. Die Frage, in welcher Art Erwartungen gestillt werden sollen, beantwortet sich aus dem Bauchgefühl und entsprechend dem „Comment“ inwiefern ich einem guten Freund Antwort geben und den Kontakt mit ihm pflegen würde, der mir in einer mir ganz wichtigen Angelegenheit die entscheidende Hilfe bot und zum Erfolg verholfen hat.

So einfach und so aufwändig ist der Umgang mit Erwartungen von Spenderinnen und Spendern. Und was im Kleinen beginnt, gilt für Grossspenden genau so.

Hier stehen die Flip-Chart-Notizen des Workshops zur Verfügung:
Erwartungen_1 (jpg)
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